Bio-bibliografische Angaben Christiani Wetter, 1985 in Liechtenstein geboren, zog es schon früh in die Welt hinaus. Nachdem sie sich satt gereist hatte, schloss sie den ›vernünftigen‹ Teil ihres Lebens mit einem Studium von Wirtschaft, Philosophie und Kulturwissenschaften in Berlin und Edinburgh ab. Es folgte die Phase des Sturms und Drangs – mit einem Studium für Kreatives Schreiben und Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater Hannover und in London am Drama Centre sowie an der London Academy of Music & Dramatic Art. Seitdem war Wetter Ensemblemitglied am Salzburger Landestheater und spielte anschließend u. a. auf Theaterbühnen in Berlin, Bochum, Wien, London, Zürich, New York und Schaan. Auch für den Film ist Wetter vor und hinter der Kamera tätig. 2016 wurde sie mit dem Werkjahrstipendium der Kulturstiftung Liechtenstein ausgezeichnet. Erstmals wurden ihre Texte im Kunstbuch ›Forest Line‹ veröffentlicht, die auch 2018 beim FRANZL Design Award Beachtung fanden. Christiani Wetter lebt in Vaduz und in Wien. Links/Multimedia: Homepage von Christiani Wetter 10 Fragen … Wie verläuft Dein Schreibprozess? Ich
versuche, meinen Schreibrhythmus im Sinne eines 24/7-Vollzeitjobs zu sehen.
Wenn ich pünktlich bin, gehe ich morgens um 08:30 Uhr in mein Schreibatelier
und bleibe dort bis 18:00 Uhr. In dieser Zeit versuche ich, produktiv zu sein,
was natürlich nicht immer gelingt. Wenn
ich beginne, an neuen Geschichten, Drehbüchern oder Theaterstücken zu arbeiten,
dann schreibe ich zuerst die Biografien meiner im Entstehen begriffenen Figuren.
Anschließend versuche ich, Räume und Situationen zu erschaffen, in welchen sie
sich aufhalten. Ich frage mich: Was sind ihre Wünsche, ihre Träume, ihre
Begehren? Was verheimlichen sie? Diesen ersten Schritt, diese Herangehensweise
wende ich sowohl beim Schreiben als auch beim Erlernen neuer Figuren für die
Theaterbühne an. Es hilft mir, ein Verständnis für die imaginären Charaktere zu
entwickeln. Hast Du eine bestimmte Autorin, einen bestimmten Autor als Vorbild? Vorbild
nicht unbedingt, aber es gibt einige Autoren, die ich für ihren Schreibstil
sehr bewundere. Ich
mag die erfrischend ehrliche und direkte Schreibweise von Stefanie Sargnagel, Sineb
El Masrar, Chris Kraus, Sibylle Berg, Hanna Herbst und Ronja von Rönne. Romane
würde ich gerne schreiben können wie Martin Suter, Marilyn French, Jonas
Jonasson, Fredrik Backman, Nicole Krauss und ihr
Ex-Mann Jonathan Safran Foer. Bei Theaterliteratur bin ich ein großer Fan der Stücke
von Christopher Durang, Neil LaBute, Ewald Palmetshofer oder auch Ingrid
Lausund. Welches ist Dein Lieblingsbuch? Oh,
da gibt es so viele, welche ich sehr liebe:
Welches ist Deine liebste literarische Figur? Ich
mag starke und zerrissene literarische Frauenfiguren, die für sich und ihre
Überzeugungen einstehen, komme was wolle. Da sind zum Beispiel Figuren wie
Johanna von Orléans, Jane Eyre, Arya Stark oder Hester Prynne. Hast Du eine ganz bestimmte Lieblingsstelle in einem Buch? Meine
Lieblingsstelle befindet sich in Martin Suters Roman ›Die Zeit, die Zeit.‹ Die Stelle kommt im kurzen letzten Kapitel vor, in welchem Suter seinen Figuren
die Macht über die Veränderung der Zeit gibt. Diese Stelle packt mich bei jedem
Mal Lesen wieder aufs Neue. Wie sehen Deine Schreibpläne für die Zukunft aus? Ich
schreibe Konzepte für Drehbücher und Dokumentationen sowie Theaterstücke. Das bereitet
mir sehr viel Spaß. Diese Nische werde ich als Autorin weiterhin verfolgen. In
meinem ersten Buch ›Unvermeidbare Dinge‹ habe ich Kurzgeschichten
herausgebracht, da ich in der Vergangenheit mehr Freude am Schreiben von kurzen
und prägnanten Texten empfunden habe. Ein in der Zukunft liegender Plan wäre
nun, dass ich mich an einen Roman wage. Davor habe ich aber noch zu großen
Respekt und Ehrfurcht. Nach welchen Kriterien wählst Du Deine Geschichten aus? Die
Geschichte findet mich. Wenn man seinen Mitmenschen zuhört, hat man die Chance,
teilzuhaben an den wunderlichsten, seltsamsten und spannendsten Geschichten,
die das Leben schreibt. Wenn ich beim Zuhören der Geschichten eine innere
Unruhe verspüre, dann muss ich diese einfach aufschreiben. Natürlich schreibe
ich die Geschichte dann nicht 1:1 auf, sondern verändere sie und hauche ihnen
mehr Dramatik oder Humor ein. Kennst Du Deine Charaktere in- und auswendig? Nein,
zum Glück nicht. Sie sind so vielfältig und überraschend, wie wir Menschen eben
sind. Aber natürlich stehen mir manche Figuren näher als andere, besonders wenn
ich bei ihnen aus meinem eigenen Erfahrungsschatz geschöpft oder sie mit
biografischen Zügen versehen habe. Wer sind Deine ersten Probeleser? Mein
Partner und meine Mutter. Wenn ich von den beiden ein ›Go!‹ zu den
Texten oder zumindest ein Lächeln bekommen habe, dann wage ich mich mit meinen
Texten an meinen Freundeskreis heran. Gibt es Genres oder Textgattungen, an die Du Dich nicht
wagst oder die Dich nicht interessieren? Obwohl
mich dieses Genre als Leserin anspricht, würde ich mich nicht in das Feld der
Science-Fiction-Literatur wagen. Wissenschaftlich-technische Spekulationen
anzustellen und über Raumfahrtthemen zu schreiben, überlasse ich gerne anderen
Autoren. | Bücher Unvermeidbare Dinge. Skizzen (ISBN: 979-3-905881-60-8) ![]() »Schlechte
Entscheidungen führen zu guten Geschichten.« Das wussten sicher schon Goethe,
die Rolling Stones, Patti Smith oder Karate Kid. Diesem Credo folgen diese
fiktionalen Geschichten. Oder sind sie doch wahr? Ob es sich nun um eine Begegnung mit Elfriede Jelinek, Missgeschicke auf Theaterbühnen oder den Fehlkauf eines Hautbleichmittels in China handelt – diese Alltagsgeschichten enthalten eine große Portion Selbstironie und jede Menge Charme. Sie lassen uns schmunzeln und immer wieder darüber staunen, wie nah doch das Alltägliche und das Sonderbare beieinanderliegen. Christiani Wetter erzählt urkomisch und liebevoll von den Abenteuern des Alltags, die manchmal sogar das Leben verändern können. Weitere Veröffentlichungen (Auswahl)
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