Bio-bibliografische Angaben Gary Kaufmann, geboren 1994, studiert derzeit Germanistik in Innsbruck. Prosatexte von ihm wurden bereits in diversen Anthologien veröffentlicht. Im Frühjahr 2015 wird der van Eck Verlag seinen Erzählband ›Drei Verräter, ein Täter‹ veröffentlichen. 10 Fragen … Wie verläuft Dein Schreibprozess? Ich habe
keinen konkreten, schematischen Ablauf. Am liebsten schreibe ich einfach mal drauf
los. Bei Kurzgeschichten komme ich damit relativ gut über die Runden. Bei
längeren Erzählungen überwinde ich mich dann doch zu einem groben Konzept. ![]() Hast Du eine bestimmte Autorin, einen bestimmten Autor als Vorbild? Eigentlich
möchte ich mir kein Vorbild nehmen. Der eine oder andere Favorit wird aber sicher
trotzdem einen Einfluss auf mich ausüben und meine Arbeiten inspirieren. Welches ist Dein Lieblingsbuch? Warum festlegen? Früher oder später würde ich dann
doch wieder eine andere Antwort geben. Mein Lesespektrum ist ziemlich
weitläufig: Comics, Mangas, Abenteuerromane, Fantasy, Dramen, Komödien, Höhenkammliteratur,
… Welches ist Deine liebste literarische Figur? Hier gilt wohl dasselbe wie für die vorherige Frage.
Allerdings scheine ich einen Vorliebe für missverstandene, sich eher abseits
der Gesellschaft aufhaltende und gegen den Strom schwimmende Figuren zu haben. Hast Du eine ganz bestimmte Lieblingsstelle in einem Buch? Bei mehr Zwang als freiwilliger Lektüre freue ich mich
immer sehr auf das Ende, danach ist es nämlich endlich vorbei. Gefällt mir ein
Buch, enttäuscht mich dieses dann meistens leider, weil ich gern weiterlesen würde.
Oft findet der Autor aber auch einfach keinen zufriedenstellenden Abschluss zum
bis dahin gelungenen Werk. Wie sehen Deine Schreibpläne für die Zukunft aus? Nachdem nun
die Veröffentlichung meines ersten eigenständigen Erzählbands bevorsteht, werde
ich wohl demnächst einmal meine Schublade entstauben. Vielleicht wartet dort ja
ein interessanter Schatz auf mich. Nach welchen Kriterien wählst Du Deine Geschichten aus? Aktiv nach einer Geschichte zu suchen, hat bei mir keinen Sinn. Ich muss darauf warten, bis die Geschichte
sozusagen mich findet. Manchmal dauert das seine Zeit. In der Regel macht es
einem der Alltag jedoch relativ einfach und liefert weitaus mehr Ideen, als ich
überhaupt niederschreiben kann. Kennst Du Deine Charaktere in- und auswendig? Ich gehe lieber kein zu inniges Verhältnis mit meinen
Charakteren ein, da ich sonst nicht mit ihnen arbeiten könnte. Dieses Credo
geht sogar so weit, dass ich oft ihre Namen vergesse und sie nur als ›Protagonist‹, ›Mädchen‹
oder ›Vater‹ kenne. Wer sind Deine ersten Probeleser? Als ich jünger war, habe ich Freunden und Familie
meine Geschichten zum Lesen gegeben. Natürlich sind diese in ihrer Meinungsäußerung
gehemmt, lieber großzügig und leider viel zu selten kritisch. Deswegen habe ich
meine Geschichten früher gern ins Internet gestellt. Irgendwann habe ich aber
damit aufgehört. Seitdem verzichte ich mehr oder weniger auf Probeleser. Gibt es Genres oder Textgattungen, an die Du Dich nicht heranwagst oder die Dich nicht interessieren? Mir widerstrebt der Gedanke, in meiner Arbeit unnatürlich
eingegrenzt zu sein. Ich schreibe einfach das, was mir gerade Spaß macht. Ob es
dann in irgendeine Gattung hineinpasst oder nicht, ist für mich nicht weiter
von Belang. | Bücher Drei Verräter, ein Täter. Erzählungen ISBN: 978-3-905881-38-7 ![]() Eigentlich will Benjamin Frank nur seinen alten Studienfreund besuchen. Der gestandene Tiroler Privatdetektiv reist nach Liechtenstein, wo es am Tag seiner Ankunft zu einem schrecklichen Todesfall kommt. Für ihn eilt es, den Täter herauszufinden: Er zählt nämlich selbst zum Kreis der Verdächtigen. Doch je mehr er aufdeckt, desto weniger möchte er die Wahrheit erfahren … Neben ›Drei Verräter, ein Täter‹ enthält Gary Kaufmanns Erzählband noch zehn weitere, packende Geschichten, die das Kunstwerk eines friedlich-frommen Liechtensteiner Paradieses mächtig erschüttern lassen. Eine Kultur präsentiert sich vor allem aus ihrer Vielfalt von Geschichten, die man für die Nachwelt festhält. Wer meint, in Liechtenstein gebe es nichts Brisantes zu erzählen, ist leider dem verführerischen Hauch der Naivität verfallen. Wo einst Sagen dazu dienten, solche Narren eines Besseren zu belehren, braucht es dafür inzwischen die Bitterkeit der Realität. Gary Kaufmann taucht anhand verschiedener Erzählungen in Liechtensteins Schattenseiten ein, darauf hoffend, dass die in diesen Blättern versteckte Botschaft zumindest einigen Weisheit beschert. (Auswahl)
Oh, wie klein ist Liechtenstein. Erzählungen ISBN: 978-3848227792 Am Liechtensteinischen Gymnasium nahm die Klasse 6Wa des Schuljahres 2011/2012 die Jubiläums-Festivitäten 300 Jahre Oberland zum Anlass, sich literarisch mit ihrem Land, ihrer Herkunft, kurz: mit ihrer Identität als Einwohnerinnen und Einwohner Liechtensteins zu beschäftigen. Der vorliegende Erzählband – ›Oh, wie klein ist Liechtenstein‹ – ist das Ergebnis dieses Schaffens. Herausgekommen ist eine Sammlung von teils historischen, teils historisierenden Geschichten, in denen – typisch für das Genre – berühmte Personen der Zeitgeschichte auftreten und die Welt von anno dazumal heraufbeschworen wird. Einige der hier verlegten Werke liegen nah an den Fakten, andere nehmen sich die literarische Freiheit, die Fiktion eines »erdachten« Liechtensteins zu kreieren. Gary Kaufmann modernisiert in seinem Text ›Die Guschger Schicksalspuppe‹ die im deutschsprachigen Alpenraum bekannte Sage des Sennentuntschis und lässt seine Variante nicht minder blutrünstig enden. Gary Kaufmanns Erzählung und allen anderen in diesem Sammelband verlegten Texten ist etwas gemeinsam: Sie sind Zeugnis für das Bestreben der liechtensteinischen Jugend, ihren Blick auf die Geschichte zu schärfen und sich auf die staatlichen Grundwerte zu besinnen. Darüber hinaus sind sie aber vor allem eines: äußerst unterhaltsame Lektüre. |