Bio-bibliografische Angaben
Der Liechtensteiner Autor Werner Stocker,
geboren 1975, schreibt bereits seit 1987 an einem Roman-Zyklus mit dem Titel
›Anomalie‹. In seinem Werk – einer Mischung aus epischer Fantasy und
Science-Fiction – lebt die Protagonistin Anomalie in einer Welt, in welcher ein
Jahrtausende währender Kampf zwischen sogenannten Schläfern und Dämonen tobt.
Werner Stocker erhielt von der Kulturstiftung Liechtenstein für sein
literarisches Schaffen 2011 einen Projektbeitrag. 2013 wurde mit ›Anomalie – Schicksal‹ unter dem Pseudonym Thorben Perth der erste Teil seiner Reihe veröffentlicht.
Wie verläuft Dein Schreibprozess?
Ich schreibe oft spätabends, wenn ich Ruhe und
einen klaren Kopf habe. Die Geschichten entwickeln sich aber meist Monate zuvor
über einen roten Faden. Erst wenn alles passt, schreibe ich aus dem Kopf die
Geschichte auf. Das kann aufgrund der wenigen Zeit und vielen
Zwischenkorrekturen schon mal ein bis zwei Jahre dauern. Erst dann fasse das
Buch in einem Exposé zusammen und hinterfrage alles nochmals kritisch. Danach
folgt der letzte Schliff. Eine Lektorin meinte zwar, das sei reine
Zeitverschwendung, doch ich habe Zeit – und Zeit lässt Geschichten erst reifen.
Hast Du eine bestimmte Autorin, einen bestimmten Autor als Vorbild?
Eigentlich sind es drei: Wolfgang Hohlbein
brachte mich zur Fantasy-Literatur, Frank Herbert zeigte mir mit seinem
›Dune‹-Zyklus als Erster ein unendliches Universum an Verstrickungen. Marion
Zimmer Bradley zeigte mir als Erste ein komplettes Lebenswerk in Form des
›Darkover‹-Zyklus. Auf jeden Fall haben alle drei Autoren einen langen Atem
bewiesen, um sich mit ihren Geschichten zu behaupten. Das ist auch mein Ziel.
Welches ist Dein Lieblingsbuch?
Ich liebe Geschichten, die nach der letzten
Seite weitergehen oder eine spannende Vorgeschichte zu bieten haben. Mir hat es
besonders der ›Dune‹-Zyklus angetan. Seine über Jahrtausende dauernden Fehden
und Verflechtungen sind einfach nur packend. Derzeit führt Brian Herbert, der
Sohn des verstorbenen Autors Frank Herbert, das literarische Erbe seines Vaters
zu Ende.
Welches ist Deine liebste literarische Figur?
Wenn ich ehrlich bin, dann ist es Anomalie, die
Protagonistin aus meinem Fantasy-Zyklus. Obwohl ihr das Schicksal übel
mitspielt, bleibt sie sich und ihrer Bestimmung treu. Wenn der Autor schon
nicht seine Charaktere mag, warum sollen es dann die Leser tun? Deshalb gehe
ich mit gutem Beispiel voran.
Hast Du eine ganz bestimmte Lieblingsstelle in einem Buch?
Ja, als Paul »Muad’Dib«
Atreides in ›Der Herr des Wüstenplaneten‹ feststellen muss, dass auch er, der
in die Zukunft sehen kann, das eigene Schicksal nicht voraussehen kann. Denn
erst seine ungeborenen Kinder, vor seinen Visionen versteckt, führen den
goldenen Pfad zu Ende.
Wie sehen Deine Schreibpläne für die Zukunft aus?
Ich habe mir geschworen, dass ich den
Anomalie-Zyklus druckreif fertigstelle. Von den geplanten vier Büchern werden
letzten Endes nur drei übrig bleiben, da zwei Geschichten zu einer
zusammengefasst werden. Ein Teil ist derzeit bei einem Verlag in
Manuskriptprüfung, ein anderer ist im ersten Rohentwurf fertig und der letzte
wächst wie ein zart behütetes Pflänzchen langsam in meinem Kopf heran.
Nach welchen Kriterien wählst Du Deine Geschichten aus?
Ich mache es mir leicht: Ich baue an meiner
Fantasy-Welt immer weiter. Damit mir keine Details entfallen, dokumentiere ich
seit 2006 alles akribisch in einer Enzyklopädie. Darum gibt es wenig Aufwand,
daraus immer wieder mal einen dunklen Teil der Vorgeschichte herauszupflücken
oder einfach an der neuen ›Anomalie‹ weiterzuschreiben.
Kennst Du Deine Charaktere in- und auswendig?
Die Hauptcharaktere schon. Ich lebe ja schon
seit 25 Jahren mit ihnen in meinem Kopf. Meine Enzyklopädie leistet mir zudem
gute Dienste, denn ich darf mir bezüglich der selbst auferlegten
Regeln keinen Fehltritt erlauben, das merken aufmerksame Leser sofort.
Wer sind Deine ersten Probeleser?
Komischerweise niemand, den ich zu Beginn
wirklich gut kannte bzw. der mir eine beschönigte Kritik schuldete. Obwohl das
Buch zu Beginn noch sehr unausgereift war, bekam ich gute Kritiken. Dann hatte
ich das Vergnügen, mit zwei gestandenen Fantasy- bzw. Science-Fiction-Lektoren
zusammenzuarbeiten. Die eine Lektorin half mir enorm, indem sie mich auf noch
unausgereifte Stellen hinwies; der andere Lektor, der vom ersten Teil
begeistert war, gab mir wichtige Hinweise, um den Text weiter zu bereinigen und
zur Druckreife zu bringen.
Gibt es Genres oder Textgattungen, an die Du Dich nicht heranwagst oder die Dich nicht interessieren?
Grundsätzlich
der »Lemming-Kommerz«. Ich finde es erniedrigend, nur etwas zu schreiben, weil
es gerade angesagt ist. Ich verkneife mir deshalb, meinen einst bissigen
Kommentar auf Facebook zu diesem Thema hier zu wiederholen. Ich schwimme
einfach gegen den Strom. Nur so kann man zum Trendsetter werden.