Andrea Kühbacher

Autorin, Herausgeberin

Bio-bibliografische Angaben

Andrea Kühbacher studierte Philosophie und Germanistik an der Universität Innsbruck. Sie war von 1989 bis 2005 für die Öffentlichkeitsarbeit des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum verantwortlich. Neben der Vertretung des Museums nach außen lag dabei vor allem ein Schwerpunkt in der inhaltlichen Vermittlung der musealen Inhalte. Das zeigte sich im Schreiben von Audio-Guides und dem Verfassen von Kinderführern. Kühbacher hat sich 1994 bis 1996 am Institut für Kulturwissenschaften Krems/Wien als Kuratorin im Ausstellungs- und Museumswesen weitergebildet. Von 2005 bis 2019 unterrichtete sie am Liechtensteinischen Gymnasium Vaduz die Fächer Philosophie, Ethik und Deutsch.

Für Bazon Brocks Vorlesungs- und Ausstellungsprojekt ›Lustmarsch durchs Theoriegelände‹ (2006) entwarf und realisierte sie eine Serie von philosophisch begründeten Menüs.

Kühbacher publiziert in Kunstzeitschriften wie ›PARNASS‹, ›Neues Museum‹ und ›Stayinart‹ und verfasst Texte für diverse Ausstellungskataloge. 2021 erschien das Buch ›Keine Ostergrüsse mehr! Die geheime Gästekartei des Grandhotel Waldhaus in Vulpera‹, bei dem sie gemeinsam mit Lois Hechenblaikner als Herausgeberin fungierte. Kühbacher recherchierte die Biografien der Gäste und verfasste die einführenden Texte zu den Kapiteln.

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Werke (Auswahl)

Keine Ostergrüsse mehr! Die geheime Gästekartei des Grand Hotel Waldhaus in Vulpera

ISBN: 978-3-907236-19-2 (Co-Herausgeberschaft mit Lois Hechenblaikner)

»Keine Ostergrüsse mehr!« – so heißt es mitunter auf Karteikarten des Grand Hotels Waldhaus in Vulpera, denn nicht jeden Gast wollte man wiederhaben. Concierge und Rezeptionist ertrugen ungehobeltes Benehmen der illustren und zahlungskräftigen Gäste stoisch, notierten jedoch ihre Erfahrungen auf den Karteikarten. Gäste wurden diskret beobachtet, Telefonate belauscht, passendes und unpassendes Verhalten kommentiert. In der Zwischenkriegszeit und vor allem während des Zweiten Weltkrieges war das Waldhaus ein Ort, an dem die Verwerfungen einer auseinanderfallenden Gesellschaft spürbar wurden. Was mag man wohl an der Rezeption besprochen haben, als 1932 Gäste reihenweise wegen der Bankkrise abreisen mussten, als 1939 die an jüdische Gäste verschickten Ostergrüsse mit den Vermerken ›retour‹, ›abgereist‹ oder ›verzogen‹ zurückkamen ? Wie veränderte sich der Ton der Angestellten gegenüber jüdischen Gästen? Wie begegnete man den hochrangigen Nationalsozialisten? Wie den jüdischen Gästen, die den Holocaust überlebt hatten und nach dem Krieg wiederkamen? Das Waldhaus brannte 1989 aufgrund einer bis heute ungeklärten Brandstiftung ab. Gerettet werden konnte u. a. die Gästekartei mit 20.000 Karten. Diese seltene Quelle erlaubt nicht nur einen Blick auf die Gäste, sondern auch auf die Perspektive jener, die die Karteikarten geführt hatten.

Herausgeberschaften (Auswahl)

Worüber unser Gaumen lacht

ISBN: 978-3-90550-175-9

Das Buch ›Worüber unser Gaumen lacht‹ versammelt literarische, künstlerische und lukullische ›Schmankerl‹. Diese Leckerbissen wurden von Dichtern und Künstlern, von Hobby- und Haubenköchen angerichtet. Das Buch ist in des Wortes doppelter Bedeutung eine kulinarische Delikatesse: Kunst und Literatur geben sich in diesem Buch auf der gastrosophischen Ebene ein Stelldichein.

Gastrosophische Buchreihe

Gemeinsam mit ihrem Mann Manfred Schlapp gab Andrea Kühbacher von 2000 bis 2021 eine Serie von Koch-Kunst-Lesebüchern heraus. Freunde wurden eingeladen, zu einem gastrosophischen Thema ihren Beitrag zu leisten. Das konnte ein Rezept, eine Geschichte, ein Gedicht, eine Zeichnung oder eine musikalische Komposition sein. Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt. Aus allen Beiträgen wurde dann ein Buch in einer exklusiven bibliophilen Auflage von maximal 100 Stück gestaltet. Künstler steuerten Holzschnitte, Radierungen oder Monotypien bei. Jedes Exemplar war handkoloriert und nummeriert und somit ein Unikat. Die Bücher sind nicht im Handel erhältlich, nur wer einen Beitrag beisteuerte, bekam ein Exemplar.

Bei dieser Buchreihe waren über die Jahre hinweg rund 250 Personen beteiligt. Das gastrosophische Engagement erntete internationale Anerkennung: Als im Jahr 2004 die Best-of-Zusammenstellung mit Beiträgen aus den ersten vier Bänden erschien, gewann das Buch mit dem Untertitel ›Kulinarische Grüsse von Freunden der schönsten Künste‹ bei der ›International Cookbook Award‹-Verleihung in Schweden die Silbermedaille in der Kategorie ›Schönste Illustrationen‹. Kurz zuvor wurde es von einer internationalen Jury zum europaweit bestillustrierten Kochbuch in deutscher Sprache ausgezeichnet.

Die Titel der Buchreihe:

Weitere Veröffentlichungen (Auswahl)

Konzept, Texte und Redaktion:

Publikationen:

Audioguides:

10 Fragen

Hast Du eine bestimmte Autorin, einen bestimmten Autor als Vorbild?

Prägend und vorbildlich waren für mich als Jugendliche die Ironie bei Heinrich Heine, die Kunst des Weglassens bei Hemingway, der schwarze Humor bei Douglas Adams und die starken Frauen bei John Irving.

Wie verläuft Dein Schreibprozess?

Schreiben ist ein zumeist lustvoller, aber immer einsamer Prozess. Die harte Arbeit beginnt erst bei der Überarbeitung eines Textes, beim Feinschliff.

Welches ist Dein Lieblingsbuch?

›Tristram Shandy‹ und ›Faust I‹, denn bei jeder Lektüre dieser Bücher entdecke ich neue Facetten. Außerdem ›Per Anhalter durch die Galaxis‹, immerhin hatte Douglas Adams die Idee dazu, als er 1971 betrunken in Innsbruck – meiner Heimatstadt – in einem Acker lag und sein Blick auf den Sternenhimmel über ihm fiel.

Welches ist Deine liebste literarische Figur?

Es ist der Supercomputer Deep Thought in ›Per Anhalter durch die Galaxis‹, der nach 7,5 Millionen Jahren Rechenzeit auf die Frage nach dem Sinn des Lebens die Antwort »42« ausspuckt.

Hast Du eine ganz bestimmte Lieblingsstelle in einem Buch?

Der Zeugungsakt im ›Tristram Shandy‹. Lawrence Sterne verbindet hier unnachahmlich humorvolle Belletristik und wissenschaftliche Erkenntnisse seiner Zeit.

Wie sehen Deine Schreibpläne für die Zukunft aus?

Endlich auf den Punkt zu kommen.

Nach welchen Kriterien wählst Du Deine Geschichten aus?

Die Themen sind Zu-Fälle.

Kennst Du Deine Charaktere in- und auswendig?

Nein, und das ist das Spannende.

Wer sind Deine ersten Probeleser?

Mein Mann.

Gibt es Genres oder Textgattungen, an die Du Dich nicht heranwagst oder die Dich nicht interessieren?

Sag niemals nie.

Urheberrechtsnachweis:

Texte und Bilddateien: ZVG Andrea Kühbacher

Autorenporträt oben: © Michael Kirchler