Der PEN-Club Liechtenstein

Der PEN-Club: Eine internationale Autorenvereinigung

Nomen est omen: Das Akronym PEN steht für die englischen Wörter ›Poets, Essayists, Novelists‹. In die 1921 in London gegründete Vereinigung durften in den Anfangsjahren denn auch nur Dichter, Essayisten und Romanschriftsteller aufgenommen werden. Später wurde diese eng gefasste Regel um Vertreterinnen und Vertreter aller schreibenden Berufe erweitert. Inzwischen ist das Spektrum so groß, dass auch immer wieder im Journalismus oder im Verlagswesen tätige Schreibende Aufnahme finden. Weiterhin Gültigkeit hat die Anspielung des Namens PEN auf das englische Wort für die Schreibfeder.

Der PEN International besteht aus 144 Zentren, die sich auf 102 Länder verteilen. Alle Mitglieder verpflichten sich bei ihrer Aufnahme zur Einhaltung der in der sogenannten PEN-Charta vorgegebenen Grundsätze. Dies sind unter anderem: Erhalt der Presse- und Meinungsfreiheit, Verständigung zwischen den Nationen, Widerstand gegen Zensur, Kampf gegen Rassismus und jegliche andere Form von Unterdrückung.

Das aktuelle Logo des PEN-Clubs

Der PEN-Club ist kein Verein. Mitglied werden kann nur, wer zuvor von mindestens zwei Bürgen des betreffenden Zentrums zur Aufnahme vorgeschlagen worden ist.

Die liechtensteinische Sektion des PEN-Clubs tut sich übrigens schwer mit einer einheitlichen Schreibweise: Das alte Logo – jenes mit der Feder, die sich mit einem Schwert kreuzt – besaß Abkürzungspunkte nach jedem Buchstaben, wurde also P.E.N. geschrieben, während in Volltexten stets nur vom ›PEN-Club‹ die Rede war (also ohne Punkte). Mit der Einführung des neuen, an jenes des internationalen PEN ausgerichteten Logos entfielen die Punkte. Dennoch benutzen Sekretariat und Präsidium seither in ihren Aussendungen vermehrt wieder die alte Schreibweise.

[Auf dieser Site wird der Einfachheit halber die moderne Variante ohne Punkte verwendet.]

Das alte Logo des PEN-Clubs

Die Wurzeln des PEN-Clubs Liechtenstein

Die Geschichte der Liechtensteiner Sektion des PEN-Clubs geht bis ins Jahr 1973 zurück. Damals wurde der Publizist Manfred Schlapp in den PEN-Club Austria aufgenommen. Im Mai des Folgejahres folgte die Gründung der PEN-Sektion Vorarlberg, deren erster Präsident Manfred Schlapp wurde.

Da Schlapp damals als Gymnasiallehrer in Liechtenstein tätig war, kam bald einmal der Gedanke auf, eine autonome FL-Sektion aus der Taufe zu heben. Die dafür notwendige Vorgabe des PEN International war eine Mindestzahl von 20 Gründungsmitgliedern. Schlapp gelang es, eine illustre Gruppe für sein Vorhaben zu begeistern, sodass am 1. April 1978 der PEN-Club Liechtenstein ins Leben gerufen wurde. Die Gründungsveranstaltung fand in dem markanten, vom kubanischen Architekten Ricardo Porro entworfenen ›Centrum für Kunst und Kultur‹ in Vaduz statt.

Zu den Mitgliedern der ersten Stunde zählten unter anderem Berühmtheiten wie der Verleger Wilhelm Henry Goverts, der Avantgarde-Künstler und Herausgeber Roberto Altmann, der Bestsellerautor C. C. Bergius, der Evolutionsbiologe Irenäus Eibl-Eibesfeldt, der Bergsteiger Heinrich Harrer (der 19 Jahre später von Brad Pitt in dem Abenteuerfilm ›Sieben Jahre in Tibet‹ dargestellt werden sollte) und der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick.

Heinrich Harrer (1912 bis 2006) , Gründungsmitglied des PEN-Clubs Liechtenstein

Die Präsidenten des PEN-Clubs Liechtenstein

1978 bis 1987: Hans Hass

1987 bis 1997: Karl Lubomirski

1997 bis 2003: Klaus Colberg

2003 bis 2006: Paul Flora

2006 bis 2013: Manfred Schlapp

2013 bis 2016: Antje Landshoff-Ellermann

Seit 2016: Mathias Ospelt


Ehrenpräsidenten: Manfred Schlapp, Paul Flora

Die Anfangsjahre und der ›Liechtenstein-Preis‹

Zum ersten Präsidenten des PEN-Clubs Liechtenstein wurde der Meeresforscher Hans Hass bestellt. Der deutsche Literaturwissenschaftler und Verleger Heinrich Ellermann war Vizepräsident, während Manfred Schlapp als Generalsekretär waltete. Einen guten Überblick über die Aktivitäten des Clubs in diesen Anfangsjahren gibt die Schriftenreihe ›Zifferblatt‹, welche von Schlapp von 1976 bis 2018 ediert wurde. Waren die ersten sechs Ausgaben noch mit der vorarlbergischen Sektion des PEN Austria verbunden, so beinhalten die Nummern 7 bis 38 Themen mit Liechtensteinbezug.

Im zweiten Jahr seines Bestehens schrieb der heimische PEN-Club erstmalig den mit 20.000 Franken dotierten ›Liechtenstein-Preis zur Förderung junger literarischer Talente‹ aus, der dann im Jahr darauf verliehen wurde. 1980 gab es Preisträger in den drei Kategorien Lyrik, Essay und Prosa. 1985 wurde der Preis auf eine einzige Gattung reduziert und hieß fortan ›Liechtenstein-Preis für Lyrik‹, während im Jahr 2000 der ›Liechtenstein-Preis‹ ausschließlich für Dramentexte verliehen wurde. Seither ist er wieder ein reiner Lyrikpreis.

Der ›Liechtenstein-Preis‹ 1980, Sparte Lyrik: Urkunde für Gerald Jatzek

Die Preisträger des ›Liechtenstein-Preises‹

2024:

2016:

2011:

2008:

2006:

2004:

2002:

2000:

1995: 

1991:

1985:

1982:

1980:

Der ›Peter-Surava-Preis und das Writers-In-Prison-Committee

1998 gesellte sich zum ›Liechtenstein-Preis‹ eine weitere Auszeichnung. Zu Ehren des Journalisten Hans Werner Hirsch (1912 bis 1995), der viele seiner Texte unter dem Pseudonym Peter Surava schrieb und der zeit seines Lebens gegen staatliche Pressezensur kämpfte, stiftete der PEN-Club Liechtenstein einen Preis, der Menschen oder Organisationen auszeichnen soll, die sich durch Zivilcourage hervortun. 1999 wurde der ›Peter-Surava-Preis‹ erstmals verliehen. Weitere Auszeichnungen folgten in unregelmäßigen Abständen.

Das 1960 gegründete Writers-in-Prison-Committee nimmt sich verfolgter Literaturschaffender an. Mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen soll auf die Lage inhaftierter oder in ihrer Tätigkeit behinderter Autorinnen und Autoren aufmerksam gemacht werden. Das Komitee setzt sich weltweit dafür ein, dass Verleger, Illustratoren, Redakteure, Journalisten und Blogger von staatlicher Seite keine Einschränkungen mehr zu erleiden haben. Für den PEN-Club Liechtenstein engagiert sich Mathias Ospelt in dem Komitee. 2018 wurden der zu Hausarrest verurteilte türkische Journalist Kutlu Esendemir sowie der inhaftierte (im März 2022 wieder aus der Haft entlassene) saudische Blogger Raif Badawi zu Ehrenmitgliedern des PEN-Clubs Liechtenstein ernannt.

Hans Hass (1919 bis 2013), erster Präsident des PEN-Clubs Liechtenstein

Die Preisträger des ›Peter Surava-Preises‹

2013:

2005:

2003:

2001:

1999:

Das ›Heinrich-Ellermann-Stipendium‹

Zu Ehren des langjährigen Vizepräsidenten des PEN-Clubs Liechtenstein Heinrich Ellermann (1905 bis 1991) richtete der Club 2006 das Heinrich-Ellermann-Stipendium ein. Für den Zeitraum von neun Monaten sollte dadurch eine Autorin bzw. ein Autor bar finanzieller Sorgen sich der Niederschrift eines neuen Werkes widmen können. Die auf neun Monate angelegte Dauer des Stipendiums weckte natürlich Analogien zu den neun Monaten einer Schwangerschaft: Nach dieser Zeit nämlich sollte das literarische Werk das Licht der Welt erblicken. Das Stipendium wurde bevorzugt an ältere Schreibende vergeben; zurzeit ruht es.

Manfred Schlapp, Ehrenpräsident des PEN-Clubs. Unter seiner Ägide wurde das Heinrich-Ellermann-Stipendium eingeführt.

Die Stipendiaten des ›Heinrich Ellermann-Stipendiums

2010: 

2009: 

2008:

2007:

2006:

Der PEN-Club Liechtenstein in der Gegenwart

Im neuen Millennium wies die Mitgliederliste des PEN-Clubs Liechtenstein immer noch etablierte Literaturschaffende aus den deutschsprachigen Nachbarländern auf, so etwa Rolf Hochhuth (1931 bis 2020), Autor des Welterfolgs ›Der Stellvertreter‹, oder der vielfach preisgekrönte Schweizer Schriftsteller Thomas Hürlimann. Selten jedoch übersprang die Anzahl der Mitglieder die 40-Personen-Schwelle, und als es in den Jahren 2009 und 2010 zu einem kleineren Mitgliederschwund kam, reagierte das Präsidium mit der Aufnahme neuer, jüngerer Mitglieder. Die internationale Ausrichtung des Clubs blieb erhalten, obgleich wieder vermehrt Schreibende mit liechtensteinischer Staatsbürgerschaft Aufnahme in den Club fanden. Neu dabei sind nun unter anderem der in der S. Fischer Stiftung einsitzende Prinz Stefan von und zu Liechtenstein, der hauptsächlich als Dramatiker in Erscheinung tretende Daniel Batliner oder der Kunstschaffende Manfred Naescher.

Außerdem wurde im Oktober 2021 eine neue Schriftenreihe namens ›Pensum‹ gestartet, die fortan jährlich erscheint. Sie löst damit das ›Zifferblatt‹ ab, welches 2018 auf das 40-jährige Clubjubiläum hin eingestellt worden ist. Kennzeichnend für die Aufbruchsstimmung ist auch die Wiederaufnahme der mehrtägigen Symposien. Der Neustart gelang im November 2018 mit dem Symposium ›Der | Die | Das Fremde‹.

Cover der 1. Ausgabe der Schriftenreihe ›Pensum‹

Die Symposien des PEN-Clubs Liechtenstein

Über die Jahre hinweg veranstaltete der PEN-Club Liechtenstein eine Reihe hochkarätiger Tagungen mit Vorträgen, Lesungen und Diskussionen.  (Die Bezeichnungen sind nicht vereinheitlicht und schwanken zwischen dem lateinischen ›Symposium‹ und dem griechischen ›Symposion‹.)

2018

1996

1994:

1989:

1987:

Urheberrechts- bzw. Quellennachweis:

PEN-Logos: © ZVG PEN-Club Liechtenstein

Porträt Heinrich Harrer | Urkunde ›Liechtenstein-Preis‹: © Wikipedia

Porträt Hans Hass: © Wikipedia | www.hist-net.de 

Porträt Manfred Schlapp: © Michael Kirchler | Wikipedia