Hans Jörg Rheinberger

Autor, Herausgeber

Bio-bibliografische Angaben

Hans Jörg Rheinberger (*1946) ist Naturwissenschaftler, Wissenschaftshistoriker und Poet aus Vaduz/Liechtenstein. Er schloss sein Philosophiestudium mit dem Magister Artium 1973 und sein Studium der Biologie 1982 mit der Promotion zum Dr. rer. nat. ab. 1987 habilitierte er sich in Molekularbiologie. Rheinberger lehrte und forschte unter anderem an der TU und FU Berlin, der Stanford University, den Universitäten Lübeck und Salzburg, der Johns Hopkins University in Baltimore und der Northwestern University in Evanston. Von 1997 bis 2014 war er Direktor am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. Er lebt und arbeitet heute in Berlin. Gedichte schreibt und publiziert er seit 50 Jahren.

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Werke (Auswahl)

Augenmerk

ISBN:  978-37-543-3478-2

Augenmerk‹ ist der bislang umfangreichste Gedichtband des Autors Hans Jörg Rheinberger. Die neuen Gedichte bilden eine große Gelehrtenschau, die der Autor vor den Augen der Literaturliebhaber vorbeidefilieren lässt. Er beschäftigt sich dabei mit den Großen der Literatur sowie bedeutenden Wissenschaftlern und Künstlern, als da wären: Balzac, Breughel, Cassirer, Cézanne, Darwin, M. C. Escher, Horaz, Lévi-Strauss, Kleist, Majakowski, Rembrandt, Rilke, Serres, van Gogh, Robert Walser u. a.

Spalt und Fuge

ISBN:  978-3-518299-43-2

In diesem Buch geht es um das wissenschaftliche Experimentieren, das in den Wissenschaften seit der Frühen Neuzeit eine immer größere Rolle spielt. Umso erstaunlicher ist es, dass sich Philosophie und Geschichte der Wissenschaften mit der unglaublichen Vielgestaltigkeit des Experimentierens kaum auseinandergesetzt haben. Hans-Jörg Rheinberger beleuchtet sie in seinem neuen Buch in all ihren Facetten. Er untersucht die Materialität des Experiments, seiner Gegenstände und seiner Instrumente ebenso wie die größeren räumlichen und zeitlichen Zusammenhänge, in die das wissenschaftliche Experimentieren gestellt ist und in denen es sich verwirklicht. So entsteht eine neue Sicht auf die Wissenschaft im Werden.

Zwischen den Zeilen

ISBN:  978-3-905881-67-7

Die vorliegende Sammlung von Texten überstreicht das Jahrzehnt zwischen 2010 und 2020. Sie dokumentiert Hans-Jörg Rheinbergers Beiträge zu Publikationen aus Liechtenstein und Themen, die das Land betreffen. Der Blick von außen, der dem Liechtensteiner Autor mit den Jahren zugewachsen ist, bietet Erhellendes und Bedenkenswertes. Es sind Gelegenheitsarbeiten im besten Sinne des Wortes: vom jeweiligen Anlass diktiert, aber über ihn hinausweisend. Die einzelnen Texte fügen sich zu einem bunten Strauß an Formaten. So beginnt die Anthologie mit Rheinbergers ›Vaduzer Predigt‹, gehalten in der Evangelischen Kirche im Ebenholz im Oktober 2010. Sie enthält Gedichte aus den Jahrbüchern des Literaturhauses Liechtenstein und dem ›Zifferblatt‹ des Liechtensteiner PEN-Clubs. Poetische Einsprengsel werden durch politische Reflexionen zur Thematik der Wissenschaftsförderung und zum Wahlrecht für im Ausland lebende Liechtensteiner Bürgerinnen und Bürger ergänzt. Gespräche und Rückblicke befassen sich mit der Zeit des kulturellen Aufbruchs der 1960er-Jahre in Liechtenstein. Essays behandeln das literarische und das wissenschaftliche Schreiben sowie das Kernanliegen einer jeden Universität: die Forschung. Nicht zuletzt geht es um Kunst und Künstlerinnen sowie Künstler in und aus Liechtenstein.

Steinschiffe

ISBN: 978-3-74944-843-2

Der vorliegende Band versammelt neue Gedichte des Lyrikers und Essayisten Hans Jörg Rheinberger aus den letzten drei Jahren. Die Gedichte sind geografisch von Schweden bis Liechtenstein angesiedelt und reichen inhaltlich von der Literaturgeschichte über die Botanik bis hin zur Philosophie.Der Autor, geboren 1946 in Grabs in der Schweiz, ist aufgewachsen in Vaduz, Liechtenstein. Studium der Philosophie, Linguistik und Biologie in Tübingen und Berlin. Prof. Dr. rer. nat., Molekularbiologe, Wissenschaftshistoriker, Literat. Lebt und arbeitet in Berlin.

Vom Umsteigen

ISBN: 978-3-86142-598-4

Hans Jörg Rheinbergers Band ›Vom Umsteigen‹ versammelt Gedichte, die einen Zeitraum von 1965 bis 2015 umfassen. Das erste Poem hat der Autor bereits als 19-Jähriger geschrieben. Schon dort fallen die frühen Reflexionen über das Handwerk des Dichtens auf sowie die aufmerksam-wache Zustandsanalyse einer Zeit, in der sich die Menschen für alles andere als Literatur interessiert haben.

Weitere Gedichte fangen poetische Momente in Stadtlandschaften ein, erzählen vom Wunsch des Individuums nach Nähe und Vertrautheit, beschwören die Macht der Wörter oder berichten von einer Zugfahrt durch die DDR.

Aus dem Bewusstsein der immer schneller dahinrinnenden Zeit heraus sind zahlreiche beeindruckende Gedichte entstanden, die in Zürich, München Scherpenisse (Niederlande), auf der Insel Reichenau, in Toronto oder in Chicago angesiedelt sind.

Der Kupferstecher und der Philosoph

ISBN: 978-3-03734-621-1

Die bislang wenig beachtete, doch ungewöhnlich fruchtbare Begegnung zwischen dem Kupferstecher Albert Flocon und dem Wissenschaftsphilosophen Gaston Bachelard ist als emblematisch für die wechselseitige Beeinflussung von Philosophie und Kunst, von Geistesarbeit und Handwerk zu verstehen. Verwurzelt im Surrealismus, gingen Bachelard und Flocon regelmäßig an die Grenzen ihres jeweiligen Metiers, um zu Neuem zu gelangen. Bachelard, der einer »wilden Vernunft« und dem Experimentellen huldigte, wählte die Gegenstände seines Denkens aufgrund ihrer Eigenmächtigkeit aus und betrachtete das »schwierige« Metier des Kupferstechers und Flocons tüftelnde Arbeitsweise als sinnbildlich für seine eigene »Philosophie am Werk«, der stets die Möglichkeit des Scheiterns innewohnte.

Hans Jörg Rheinberger gelingt eine luzide (Doppel-)Biografie und Intellektuellengeschichte und zugleich eine faszinierend bebilderte Lektüre der Kupferstiche Albert Flocons.

Vers Labor. Ein Protokoll

ISBN: 978-3-86142-519-9

Hans Jörg Rheinberger gehört zur sehr seltenen Spezies der Lyriker unter den Naturwissenschaftlern oder genauer gesagt: Er ist von seiner Ausbildung her Naturwissenschaftler, Biologe, hat aber schon 1968 erste Gedichte publiziert – in einer bibliophilen (und heute nur sehr teuer zu erwerbenden) Ausgabe der Editions Brunidor. Hans-Jörg Rheinberger schreibt nicht viele Gedichte. Das mag damit zu tun haben, dass er auch als Übersetzer und Essayist tätig ist und bis vor kurzem noch Direktor des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte in Berlin war. Sein erster »regulärer« Gedichtband erschien 1993, illustriert von seiner Landsmännin Regina Marxer.

In etlichen seiner Gedichte ist Hans-Jörg Rheinbergers Vorgehensweise einem naturwissenschaftlichen Experiment vergleichbar: Man stellt eine Versuchsanordnung auf und formuliert Fragen, ohne vorher genau zu wissen, wo die Antworten liegen werden. Deshalb stellen sich vielleicht überraschende Erkenntnisse ein, die man gar nicht gesucht hat.

Immer wieder gibt es in Rheinbergers neuen Gedichten eine Verschränkung von naturwissenschaftlichen Beobachtungen mit dem Prozess des Schreibens, der »Herstellung« von Gedichten.

Ganz anders dagegen sind seine lyrischen Impressionen von Rügen gehalten. Atmosphärisch dicht und lyrisch analysierend wird von Kaiserreichmondäne, Bäderarchitektur, Kurhauspianisten, alten Strandvillen, Ostseemakrelen, alten Fischerdörfern oder dem für 20.000 Menschen ausgelegten Nazi-Seebad Prora berichtet.

Von der Unendlichkeit der Ränder

ISBN: 978-3-86142-444-4

Dr. Hans Jörg Rheinberger verkörpert einen ganz anderen Typus von liechtensteinischem Staatsbürger, als man es gemeinhin von den Einwohnern des kleinen Landes erwartet. Obwohl aus einer der bedeutendsten Familien des Landes stammend, führte ihn sein Berufsweg nicht in die Bank- oder Treuhandbranche. Er ist gleichermaßen Natur- wie Geisteswissenschaftler und lebt inzwischen länger im Ausland, als er sich je im Fürstentum aufgehalten hat. Und trotzdem fühlt er sich auf eine hinterfragende und distanzierte Weise mit seiner Heimat verbunden.

Die hier versammelten Aufsätze beschäftigen sich mit so unterschiedlichen Themen wie der liechtensteinischen Natur, der Umweltpolitik, dem Fremdenhass- und Minoritätenproblem, dem Verhältnis von Staat und Wissenschaft, der Volksabstimmung über die neue Staatsverfassung, liechtensteinischen Künstlerpersönlichkeiten sowie der eigenen Situation als sogenannter Auslandsliechtensteiner.

Hans-Jörg Rheinbergers essayistische Einlassungen sind scharfsinnig und sprachlich elegant formuliert. Eine ganz eigene Art von kritischer Heimatkunde, wie man sie in jedem Land nur wünschen kann. Ein Buch, das den Kosmos Liechtenstein auf einzigartige Weise aufschlüsselt und dem Außenstehenden verständlich macht.

Epistemiologie des Konkreten

ISBN: 978-3-518-29371-3

Mit ›Epistemologie des Konkreten‹ knüpft Hans-Jörg Rheinberger an seine Studien zu Experimentalsystemen und epistemischen Dingen an, die er als treibende Momente der Entwicklung der modernen Naturwissenschaften identifiziert. Im Mittelpunkt stehen dabei die Biowissenschaften des 20. Jahrhunderts. Im ersten Abschnitt des Buches geht es um die grundlegenden Bedingungen einer Historisierung des wissenschaftlichen Wissens. Der zweite Abschnitt thematisiert anhand von Fallstudien die Rolle von Modellorganismen in den Wissenschaften vom Leben. Im dritten Teil wird das Verhältnis von Apparatur und Theoriebildung an Beispielen aus der Geschichte der Molekularbiologie untersucht. Den Abschluss bilden die Überlegungen zum Problem der Repräsentation des Wissens.

Rheinbergers profunde historische Reflexionen zeichnen nicht nur ein Stück Wissenschaftsgeschichte nach, sondern tragen auch überraschende Einsichten zur aktuellen Debatte über das Verhältnis von Natur- und Geisteswissenschaften bei.

Herausgeberschaften (Auswahl)

Egon Rheinberger – Die Italienreise 1897

ISBN: 978-3-9521318-7-9

Nach seiner Ausbildung zum Bildhauer an der Münchner Akademie der Bildenden Künste unternahm Egon Rheinberger (1870 bis 1936) mit seinem Studien- und Atelierkollegen Georg Wrba (1872 bis 1939) eine achtmonatige Studienreise nach Italien. Dieser Reise, von der sich sowohl ein Skizzen- als auch ein Briefkonvolut erhalten haben, ist das vorliegende Buch gewidmet. Es enthält Beiträge von Hans-Jörg Rheinberger (Biografisches), Caren Reimann (Reise und Reiseskizzen) und Michael Zimmermann (Münchner Kunstkontext des Fin de siècle). Die Gestaltung lag bei Hansjörg Quaderer (Edition Eupalinos, Schaan 2020).

Hast Du eine bestimmte Autorin, einen bestimmten Autor als Vorbild?

Im Augenblick: Thomas Tranströmer, ›In meinem Schatten werde ich getragen‹.

Wie verläuft Dein Schreibprozess?

Unregelmäßig. Mal sehr langsam, mal sehr schnell. Manchmal ein Wort, manchmal fünf Seiten am Tag.

Welches ist Dein Lieblingsbuch?

Hans Magnus Enzensberger.

Welches ist Deine liebste literarische Figur?

Keine.

Hast Du eine ganz bestimmte Lieblingsstelle in einem Buch?

Die ersten beiden Absätze von Thomas Manns ›Der Erwählte‹ mit der Beschreibung des Glockengeläuts über Rom.

Wie sehen Deine Schreibpläne für die Zukunft aus?

Ein Gedichtband mit dem Titel ›Notizbuch‹.

Nach welchen Kriterien wählst Du Deine Geschichten aus?

Ich schreibe für mich.

Kennst Du Deine Charaktere in- und auswendig?

Man kann seine Protagonisten nicht kennen. Sonst würde man nicht über sie schreiben.

Wer sind Deine ersten Probeleser?

Ich selbst, wenn genügend Zeit verstrichen ist.

Gibt es Genres oder Textgattungen, an die Du Dich nicht heranwagst oder die Dich nicht interessieren?

Große Formen mag ich nicht.

Urheberrechtsnachweis:

Texte und Bilddateien: ZVG Hans Jörg Rheinberger, Diaphanes Verlag, Edition Isele, Suhrkamp Verlag.