Karl Rühmann
Autor, Lektor, Übersetzer
Bio-bibliografische Angaben
Karl Rühmann verbrachte seine Kindheit in Jugoslawien und in den USA. Er studierte Germanistik, Hispanistik und Allgemeine Literaturwissenschaft in Zagreb und Münster. Einige Jahre unterrichtete er Deutsch und Geschichte am BZB und in Skanderborg in Dänemark, wechselte dann in die Verlagswelt und arbeitete als Lektor und Lizenzmanager. Seit 2006 lebt er als freier Lektor, Literaturübersetzer und Autor in Zürich. An der Story Academy der SAL leitet er den Lehrgang Literarisches Schreiben. Karl Rühmann schreibt für Kinder und Erwachsene. Seine Bücher sind in viele Sprachen übersetzt worden. Für den Roman ›Glasmurmeln, ziegelrot‹ wurde er mit dem Werkjahr der Stadt Zürich ausgezeichnet. Rühmann ist außerdem Autor des ›Lisa und Max‹-Bandes ›Der Laternenumzug‹.
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Werke (Auswahl)
Matija Katun und seine Söhne
ISBN: 978-3-907351-36-9
Es ist eine literarische Sensation, und die Medien überschlagen sich vor Begeisterung: Ein Roman in einer nahezu vergessenen Sprache stürmt die Bestsellerlisten. Entdeckt und übersetzt von Ingmar Saidl, Lehrer für Französisch und Deutsch an einem Zürcher Gymnasium, zieht die Geschichte von Matija Katun und seinen Söhnen alle in ihren Bann. Damit nicht genug, das Buch wird in viele Sprachen übersetzt und begeistert Leserinnen und Leser auf der ganzen Welt.
Doch ein Rätsel bleibt: Wer ist der Autor dieser archaischen Geschichte, dessen Schicksal niemand kennt? Nicht einmal die Einheimischen im Dorf, wo Saidl das Manuskript gefunden haben will – wie er seiner Verlegerin erzählt –, wissen, wer von ihren Vorfahren diese berührende Geschichte aufgeschrieben hat. Dass Ingmar Saidl zuvor das nur noch von wenigen Menschen gesprochene Istrorumänisch gelernt hat, erweist sich als Fügung, denn so gelingt ihm eine brillante Übersetzung. Allerdings verstummen die Fragen, wer sich hinter dem Text verbirgt, nicht.
Karl Rühmann gelingt mit seinem neuen Roman ein spritziges Verwirrspiel um einen Roman, dessen Urheberschaft eine Reihe von Geheimnissen birgt. Mit viel Humor zeigt er, wie die Buchbranche funktioniert und was es mit den Träumen der Autorinnen und Autoren auf sich hat. Die Sehnsucht von Ingmar Saidl, als Schriftsteller anerkannt zu werden, ja Erfolg zu haben, seziert Rühmann kenntnisreich bis zum völlig überraschenden Schluss. Ein facettenreiches Lesevergnügen für alle, die kluge und zugleich poetische Literatur lieben.
Die Wahrheit, vielleicht
ISBN: 978-3-907351-00-0
Felipe ten Holt hat immer schon zwischen verschiedenen Welten gelebt: als Sohn einer Spanierin und eines Niederländers; als Zielscheibe der Eifersucht seines Stiefvaters, der ihm den Weg zur Mutter versperrt; als Verhörspezialist, der die Wahrheit im Dickicht aus Worten und Gesten, Täuschung und Enthüllung sucht.
Nach einigen beruflichen und privaten Rückschlägen hofft Felipe, seinen inneren Frieden in der Arbeit als freier Dolmetscher zu finden. In diesem Beruf ist er zwar – so seine Hoffnung – für die Kommunikation zuständig, aber nicht für deren Folgen. Das soll sich aber als eine Illusion erweisen.
Felipe sucht Zusammenhänge, Verbindungen zwischen Menschen, Dingen, Gedanken, Problemen. Seine Suche ist bezeichnend für eine Zeit, in der man vernetzt vereinsamt und allen Ortungsapps zum Trotz immer wieder die Orientierung verliert.
Der Held
ISBN: 978-3-906304-63-2
2005, in einem Land, in dem von 1990–1995 ein Bürgerkrieg getobt hat: Zwei hohe Offiziere, die einst in derselben Armee gedient, im Krieg aber auf verschiedenen Seiten gekämpft hatten, werden als Kriegsverbrecher angeklagt und an das Internationale Tribunal in Den Haag ausgeliefert. Dort freunden sie sich an, da sie vieles verbindet: die Vergangenheit, die Sprache, das Alter, nicht zuletzt die drohende Strafe. Der General der siegreichen Partei wird nach fünf Jahren Untersuchungshaft freigesprochen, der Oberst der unterlegenen Partei zu einer langjährigen Strafe verurteilt.
Die Männer schreiben einander Briefe, um die vergangenen Ereignisse einzuordnen und Szenarien für die Zukunft zu entwickeln. Ihre Gedanken kreisen um Schuld und Unschuld, Justiz und Gerechtigkeit. Die Briefe sind Ausdruck der Freundschaft zweier Menschen, die erst im Gefängnis gemerkt haben, dass sie mehr verbindet als trennt.
Ana ist 43 Jahre alt, mit ihrem 12-jährigen Sohn lebt sie nahe dem Dörfchen, in dem sich der General zur Ruhe gesetzt hat. Anas Mann, ein überzeugter Patriot, hat sich 1993 das Leben genommen. Als sich der General, den Ana sehr verehrt, nun in ihrer Nähe niederlässt, bietet sie ihm an, seinen Haushalt zu führen. Heimlich liest sie die Briefe der beiden alten Soldaten und erschrickt, als der Oberst ein Blutbad erwähnt, an dem der General schuld sein soll. Möglicherweise hat er sogar Anas Mann auf dem Gewissen. Ana steht vor einem Dilemma: Wenn sie sich gegen den General wendet, wird sie die Öffentlichkeit gegen sich aufbringen. Denn in dieser instabilen Zeit profitieren viele von einem Helden, den sie für ihre Zwecke nutzen können.
Glasmurmeln, ziegelrot
ISBN: 978-3906304427
»Vielleicht hätten wir ihn doch nicht retten sollen. Vielleicht hätten wir ihn und diese Spionin einfach ausliefern sollen. Unsere ostdeutschen Freunde wären uns sehr dankbar gewesen«, sagte er und versuchte, mit dem Blick den Rauch einzufangen, der zur Decke hinaufschlich. »Aber vielleicht können wir unseren Fehler noch korrigieren.«
Das Kind wächst während des Kalten Krieges in einem osteuropäischen Land auf, als Fremder von seinen Mitschülern gehänselt und von der Staatsmacht schikaniert. Es gibt vieles, was das Kind nicht verstehen kann und auch nicht verstehen soll. Um damit fertig zu werden, zieht es sich in seine Sprache zurück, die nur es selbst und die Mutter einschließt. Es verwandelt alles in Geschichten und schafft so aus Bedrohlichem Interessantes, aus Ungewissem Vertrautes.
Mit der Zeit gewinnt das Kind immer mehr Sicherheit mit seinen Geschichten und somit auch mit einer Realität, die die Menschen mit hohlen Phrasen und absurden Regeln gängelt. Nach und nach erkennt das Kind, wie viel Macht im Erzählen liegt.
Karl Rühmann gelingt es in diesem Episodenroman, prägnante Sprachbilder für die Welt seiner Hauptfigur, die er »das Kind« nennt, zu formulieren. Zugleich zeichnet er in feinen Szenen die Wirkungsmacht der Fantasie.
Eine wundersame Reise
ISBN: 978-3-907114-01-8
»Möchtest du noch mehr von der Welt sehen? Dann komm zu mir …« Immer höher hinaus! Lass uns mit der Schaukel schwingen, auf den Baum klettern, den Dachboden erforschen, einen Riesenturm besteigen, mit dem Ballon fliegen oder mit dem Raumschiff ins All starten … Unsere Fantasie kennt keine Grenzen. Dieses einzigartige Bilderbuch ist eine Einladung zu einer Entdeckungsreise und ein heiteres Plädoyer für das Lesen und Geschichtenerzähler.
›Eine wundersame Reise‹ ist ein Bilderbuch mit Text von Karl Rühmann und Illustrationen von Susanne Smajić.
Komm mit zum Fluss!
ISBN: 978-3-905945-68-3
»Wie hast du mich gefunden?«, fragte der Bär. »Ich bin deiner Geschichte gefolgt«, sagte der Riese. »Sie ist noch nicht zu Ende. Kommst du mit?«Ein Bilderbuch über Freundschaft mit kurzem, ausdrucksstarkem Text von Karl Rühmann und außergewöhnlichen und beeindruckenden Farbradierungen von Susanne Smajić.
Die Neue Osnabrücker Zeitung schrieb über die Illustrationen in einer Rezension: »Mit jedem Umblättern öffnet sich eine weitere bezaubernde Facette dieser wundervoll strahlenden Natur.«
Lisa und Max. Der Laternenumzug
ISBN: 978-3-907114-01-8
Lisa und Max, die Zwillinge, wohnen im kleinen Land Liechtenstein. Heute ist ein besonderer Tag: Lisa und Max sollen beim St. Martins-Umzug im Nachbarsdorf Ruggell mitmachen. Die Laternen sind fertig, alle Kinder sind da, der Umzug kann beginnen. Doch dann ist Berti der Plüschhamster verschwunden. Er gehört der kleinen Moni, und sie ist natürlich untröstlich … Was nun? Zum Glück ist Mischa dabei, der große Hund von Lisa und Max. Er weiß, was zu tun ist, damit Berti den Umzug nicht verpasst.
›Der Laternenumzug‹ ist das Monatsbuch November der ›Lisa und Max‹-Reihe. Die Illustrationen zum Bilderbuch stammen von Christa Unzen.
Ole kann nicht schlafen
ISBN: 978-3-905945-01-0
Sechs, sieben, acht, gute Nacht – eine EinschlafgeschichteWas tun, wenn man nicht einschlafen kann? Sich ärgern? Sicher nicht, sagt sich Ole und sucht etwas, was er zählen könnte. Denn Zählen macht schläfrig, das ist wohl klar. Damit es aber ganz sicher klappt, muss Ole auf seine Lieblingszahl kommen: 10. Die Murmeln? Leider hat er nur 6. Die Plüschtiere? Auch nicht zahlreich genug. Doch Ole gibt nicht auf und findet schließlich eine Lösung, die nicht nur für schöne Träume sorgt, sondern auch für Spaß von 1 bis 10!
So zeigt dieses Einschlafbuch: Auch lästige Probleme lassen sich auf lustige Art lösen.
10 Fragen
Hast Du eine bestimmte Autorin, einen bestimmten Autor als Vorbild?
Nein, keine Vorbilder. Aber manche Autoren sind mir näher als andere, manche empfinde ich beinahe als Freunde – auch wenn ich nur ihre Geschichten oder Gedichte kenne. Dazu gehören etwa Jurek Becker, Hellmuth Opitz, Georg Büchner, Meša Selimović, Else Lasker-Schüler, Hilary Mantel, Hugo von Hofmannsthal ...
Wie verläuft Dein Schreibprozess?
Ich gehe nicht systematisch vor, notiere Ideen, wie sie mir zufallen, und zwar in ein Heft, das ich immer dabei habe. Später, beim Übertragen von Einfällen in den Computer, trenne ich Brauchbares vom Fruchtlosen und freue mich, wenn aus ein paar losen Enden ein halbwegs tragfähiger Erzählstrang entsteht.
Welches ist Dein Lieblingsbuch?
Der Roman ›Der Derwisch und der Tod‹ von Meša Selimović. Die vier ›Terzinen über Vergänglichkeit‹ von Hugo von Hofmannsthal, aber auch Gedichte von Gottfried Benn, etwa ›Nachtcafé‹. Büchners ›Woyzeck‹.
Welches ist Deine liebste literarische Figur?
Ich mag Figuren, die sich auf das Spiel mit dem Schein und Sein verstehen, die frech und mutig genug sind, ihre Mitmenschen spielerisch an der Nase herumzuführen: den genialen Hochstapler Felix Krull, den gestiefelten Kater, den Hauptmann von Köpenick.
Hast Du eine ganz bestimmte Lieblingsstelle in einem Buch?
Im Moment ist es ein Satz aus Charles Lewinskys ›Melnitz‹. Bei der Charakterisierung einer weiblichen Figur heißt es da: »Sie war niemandem im Herzen und niemandem im Weg.« Ein wunderbarer Satz, poetisch und nüchtern zugleich.
Wie sehen Deine Schreibpläne für die Zukunft aus?
Ich arbeite zurzeit an einem neuen Roman, er wird im Frühjahr 2020 erscheinen.
Nach welchen Kriterien wählst Du Deine Geschichten aus?
Ich wähle Figuren und Stoffe, die mir keine Ruhe lassen, die mich auf die eine oder andere Art irritieren. Und ich liebe das Erzählen, bin immer auf der Suche nach Geschichten, die so gut sind, dass man sie mit möglichst vielen Menschen teilen sollte.
Kennst Du Deine Charaktere in- und auswendig?
Nein, oft bleibt ein letzter Rest Fremdheit übrig, und das ist auch gut so. Erst wenn ich merke, dass meine Figuren nicht restlos durchschaut werden wollen, weiß ich, dass sie mir gelungen sind.
Wer sind Deine ersten Probeleser?
In der Regel gute Freunde, manche von ihnen auch Schriftsteller, manche einfach sehr gute, scharfsinnige Leser.
Gibt es Genres oder Textgattungen, an die Du Dich nicht heranwagst oder die Dich nicht interessieren?
Ich habe großen Respekt vor der Lyrik. Zwar habe ich da und dort versucht, Gedichte zu schreiben, aber ich musste einsehen, dass ich das nicht kann. So gerne ich Lyrik lese: Ich bleibe ein Geschichtenerzähler.
Urheberrechtsnachweis:
Texte und Bilddateien: ZVG Karl Rühmann
Porträtfoto: © Franz Noser